Multikrise im Pflegemarkt

Die Träger- und Betreiberunternehmen im Bereich der Pflegewirtschaft stehen vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. Dies ist zum einen auf die anhaltenden Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen. Zum anderen wird der Mangel an qualifiziertem Personal immer deutlicher spürbar. Die von vielen Pflegedienstleistern zuletzt beschriebene Reduzierung der Aufnahmekapazitäten sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung hat nicht nur längere Wartezeiten für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen zur Folge, sondern führt auch zu sinkenden Einnahmen für die Unternehmen.

Unter hohem wirtschaftlichen Druck

Die Pflegebranche steht auch nach der Überwindung der Pandemie vor anhaltendem wirtschaftlichem Druck. Die vermehrten Insolvenzen großer Trägerunternehmen, die kürzlich auf dem Markt aufgetreten sind, verdeutlichen die negative wirtschaftliche Entwicklung in der Pflegebranche. Dadurch gewinnen Restrukturierungs- und Insolvenzfragen bei Trägern an Bedeutung. Die steigenden Personalkosten, hauptsächlich durch die Einführung von Tarifverträgen in Kombination mit steigenden Mindestlöhnen verursacht, sind ein wesentlicher Treiber der wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Situation wird durch einen sinkenden Refinanzierungsanteil zusätzlich verschärft. Um ihre betriebswirtschaftliche Lage zu stabilisieren, planen Pflegeunternehmen eine Preiserhöhung, insbesondere durch eine beabsichtigte Steigerung des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils.

Top-Aufgabe: Arbeitgebermarke entwickeln

Ob es gelingt, Mitarbeitende zu rekrutieren und an sich zu binden, ist zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Pflegeunternehmen geworden. Die Schaffung einer positiven Arbeitgebermarke ist nun eine zentrale Aufgabe des Top-Managements. Diese Marke wird verwendet, um die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Mitarbeiter über herkömmliche und soziale Medien zu kommunizieren.

Besonders die Förderung einer ausgewogenen Work-Life-Balance wird von den Studienteilnehmern als entscheidend angesehen, um Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden. Die Befragten geben Vorrang der Unterstützung der Mitarbeiter bei der Trennung von Beruf und Privatleben gegenüber zusätzlichen Entlastungen im Pflegebereich oder Investitionen in das persönliche Wohlbefinden der Mitarbeiter.

Immer mehr Unternehmen erkennen, dass der Einsatz von Honorarkräften sich negativ auf die Arbeitskultur, den Teamzusammenhalt und somit auf die Mitarbeiterbindung auswirkt. Infolgedessen verzichten 57 Prozent der befragten Unternehmen auf den Einsatz von Honorarkräften. Zudem planen 27 Prozent, den Einsatz von Honorar- und Zeitarbeitskräften im Jahr 2023 zu reduzieren.

Fokusthema Immobilien

Die Anzahl der Träger von Pflegeeinrichtungen, die gleichzeitig Eigentümer der Pflegeimmobilien sind, nimmt ab. Mehrheitlich handelt es sich bei den befragten Unternehmen um Mieter, während die restlichen über ein vielfältiges Portfolio verfügen. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen planen rund jede fünfte Einrichtung, jährlich mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes in Bauvorhaben zu investieren. Die Präferenz der Befragten liegt hierbei zu 83 Prozent auf Sanierungsmaßnahmen, anstatt den Neubau von Gebäuden. In 74 Prozent der Fälle besteht die hauptsächliche Motivation für Investitionen in Sanierungs- und Bauvorhaben darin, die Attraktivität der Einrichtung für die Bewohnerinnen und Bewohner aufrechtzuerhalten oder zu steigern. An zweiter Stelle steht die Motivation, den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Andere Beweggründe für Pflegeunternehmen, in Bau- und Sanierung zu investieren:

  • die Attraktivität der Immobilie für Bewohnende zu erhalten beziehungsweise zu steigern
  • die Attraktivitätssteigerung für Mitarbeitende
  • die Reaktion auf Strukturvorgaben mit Steigerung der Effizienz

Pflege setzt weiter auf Digitalisierung

Der Megatrend der Digitalisierung wird in der Pflegewirtschaft möglicherweise aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Unternehmen ausgebremst. Insgesamt geben 56 Prozent der Pflegeeinrichtungen an, nicht über ausreichende Budgets zu verfügen, um geplante Digitalisierungsmaßnahmen und -projekte umzusetzen. Trotz dieser ungünstigen wirtschaftlichen Gesamtsituation planen dennoch 92 Prozent der befragten Einrichtungen, Digitalisierungsmaßnahmen weiterhin umzusetzen. Dies unterstreicht die Tatsache, dass die Einrichtungen die digitale Transformation weiterhin in den Fokus rücken, da sie die Möglichkeit bietet, Bürokratie abzubauen, Prozesse effizienter zu gestalten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu binden.

ZENTRALE HANDLUNGSFELDER FÜR DIE PFLEGE

In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten braucht es auch eine gute Partnerschaft zwischen Vermietern von Pflegeimmobilien und den Betreibern als Mietern. Deutlich wird, dass die Akteure den Aufbau professioneller, nachhaltiger Partnerschaften und Kooperationsvereinbarungen verfolgen. Sie legen so die Grundlagen, Risiken, die mit Betrieb, Belegung und Instandhaltung der Objekte einhergehen, gemeinsam und erfolgreich tragen zu können. Den Herausforderungen in vier zentralen Handlungsfeldern begegnen:

  • Wirtschaftlichkeit: Auslastung der vorhandenen Kapazitäten sicherstellen
  • Personalmangel: Wertschätzung der Mitarbeitenden in den Fokus stellen
  • Immobilien: Immobilienportfolios aktiv managen
  • Reine Automatisierung greift zu kurz: Digitalisierung weiter vorantreiben

 

Quelle: CARE MONITOR 2023 - DAS BRANCHENBAROMETER DER PFLEGEWIRTSCHAFT. VINCENTZ NET WORK, HANNOVER

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